Paul-Dohrmann-Schule

Job Shadowing an der Brekkubæjarskóli in Akranes, Island

  1. Allgemeines 

Wir durften im Rahmen des Erasmus Plus Programms für fünf Tage die Brekkubæjarskóli in Akranes (Island) besuchen. Akranes ist eine kleine Stadt im Süd-Westen der Insel, circa 40 km nördlich von Reykjavík, mit circa 7500 Einwohnern und Einwohnerinnen. Die Schule ist eine von insgesamt zwei Gesamtschulen (Klasse 1-10) der Stadt und wird von circa 400 Schülern und Schülerinnen besucht. Zum Team gehören 94 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die in unterschiedlichen Funktionen an der Schule tätig sind. Darunter sind 38 Lehrer und Lehrerinnen, 13 Unterstützungsfachkräfte (Sozial-/Heil-/FreizeitpädagogInnen), 1 Sozialarbeiter, 1 Vertrauenslehrer, 4 SchulleiterInnen, 17 Unterstützungspersonen, 17 SchulassistentInnen, 1 Köchin, 1 Sekretärin und 1 Hausmeister, die im multiprofessionellen Teams zusammenarbeiten. 

Die Schule beginnt um 8:10 Uhr und endet je nach indivuell besuchtem Freizeitangebot im Nachmittagsbereich. Angebote finden in der Schule oder im angrenzendem Jugendzentrum statt.

Innerhalb des Job Shadowings durften wir die Unterstützungsfachkräfte (Sonderpädagoginnen) Harpa in Klasse 3, Drifa in Klasse 1, Emilia in Klasse 5, Anna in Klasse 4 und die Heilpädagogin Kerstin in Klasse 2 bei ihren unterrichtlichen Tätigkeiten begleiten. Das multiprofessionelle Team für eine Klasse setzt sich normalerweise aus 2-3 Klassenlehrkräften, 1-2 Unterstützungsfachkräften sowie 1-2 Unterstützungspersonen zusammen. Eine Klasse betsteht aus 35-59 Schülern und Schülerinnen und wird im Unterrichtsalltag meist in 2 flexiblen Gruppen organisiert.  Das Schaubild zeigt die Aufgabenverteilung innerhalb des Teams.

Darüber hinaus haben wir Einblicke in den Medienunterricht von Ingibjörg, das Theaterprojekt der Oberstufe und den Schwimm- und Sportunterricht gewonnen.

2. Einblicke in das Schulprofil 

Die Brekkubæjarskóli zeichnet sich durch viele verschiedene Projekte und inklusiven pädagogischen Ansätzen aus. Innerhalb des Job Shadowings durften wir einige dieser besonderen Projekte und Ansätze näher kennenlernen. Besonders inspirierend waren für uns das Konzept der gut ausgestatteten Schulbibliothek, das demokratische Projekt zum Thema Traumschule in Klasse 5, das umfangreiche Theaterprojekt der Oberstufe, der Umgang mit Programmier-Apps und Robotern sowie die Arbeit in multiprofessionellen Teams innerhalb der inklusiven Umsetzung. Die Brekkubæjarskóli ist Islands Vorreiterschule hinsichtlich des inklusiven Bildungsgesetzes.

Die Brekkubæjarskóli bietet den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen auffällig schön gestalteten Pausenraum, mit vielen verschiedenen Funktionen. Dabei sind einzelne Bereiche voneinander abgegrenzt, was für Ruhe und Erholung sorgt. 

2.1 Schulbibliothek

Die Schulbibliothek der Brekkubæjarskóli bietet den Schülerinnen und Schülern eine große Auswahl an Kinder- und Jugendliteratur sowie gemütliche Rückzugsorte für alle Altersstufen an. Die Bibliothek wird von einer separaten Mitarbeiterin geführt, welche auch Lernangebote rund um Literatur und Leseprojekte anbietet. 

2.2 Demokratische Projekt zum Thema Traumschule

Die Traumschule ist ein Jahresprojekt in der fünften Klasse, welches auf der Homepage der Schule wie folgt vorgestellt wird: „Ziel des Dream School-Projekts ist es, den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Vorstellungen von guter Schularbeit zu äußern und sicherzustellen, dass ihre Ideen gehört und umgesetzt werden. Die Kinder sammeln zunächst Ideen, wie sie die Schule verbessern können. Ihre Ideen können auf alles angewendet werden, was mit der Schularbeit zusammenhängt: das Lernen, den Unterricht, das Lernmaterial, den Schulraum, das Schulgelände, das Essen, die Pausen, die Kommunikation usw. Anschließend arbeiten die Kinder kreativ mit den Ideen um, indem sie beispielsweise Videos, Comics, E-Books, Mindmaps, Poster, Diashows usw. erstellen, die sie dann Kommilitonen und anderen präsentieren. Das Wichtigste dabei ist, dass die Kinder ihre Ideen dem Schulvorstand vorstellen. Der Schulvorstand bespricht die Ideen mit den Kindern und in der Regel werden einige Ideen zur Umsetzung genehmigt. Manche Ideen lassen sich sofort umsetzen, manchmal bilden sich aber auch Kinderberatungsgruppen, die die Ideen weiter ausarbeiten und planen, umsetzen und weiterverfolgen.“ (Homepage der Brekkubæjarskóli, 2024) 

Das Projekt wurde uns von einer Schülerin der fünften Klasse vorgestellt. Beispielsweise ist die Sonne ein Projekt der Traumschule. Die Sonne hat an der Brekkubæjarskóli eine besondere Rolle. Aufgrund der wenigen Sonnenstunden auf der Insel, haben die Schüler und Schülerinnen diese symbolisch übernommen. Auf dem Schulhof sind zwei große Sonnen gemalt, auf die man sich setzen oder stellen kann, wenn man sich jemanden zum Spielen oder Reden wünscht. 

Außerdem sammeln alle Klassen Sonnen. Sonnen können von jedem Mitarbeiter oder jeder Mitarbeiterin für besonders nette oder gute Taten vergeben werden. Dabei können Sonnen für einzelne Schüler und Schülerinnen oder für die gesamte Klasse vergeben werden. Bei 80 Sonnen dürfen die Schüler oder Schülerinnen einen Tag frei gestalten. 

2.3 Theaterprojekt der Oberstufe

Die Klassen acht bis zehn haben ein 1 ½-stündiges Musical in Eigenregie erarbeitet. Wir hatten das Glück bei der Generealprobe zuschauen zu dürfen. Die von den Schülerinnen und Schülern selbst gestalteten Bühnenbilder, designten Kostüme, Tanzchoreografien und Gesangseinlagen waren vielfältig und kreativ. Wir waren beeindruckt, wie Projektarbeit mit drei Klassenstufen eigenständig umgesetzt werden kann. 

2.4 Programmier-Apps und Roboter

Im Medienunterricht der vierten Klasse durften die Schülerinnen und Schüler verschiedene Programmier-Apps (Kodable, Scratch Junior, Toontastik, Tinkercard) und die Roboter von Dash & Dot spielerisch ausprobieren. Im kollegialen Austausch mit der Lehrerin Ingibjörg konnten wir neue Apps kennenlernen und Ideen für unsere Schülerinnen und Schüler mitnehmen.

2.5 Inklusion

Wir wurden mit dem Leitgedanken “The heart of our work with all students are multiprofessional class-teams” begrüßt und durften während unseres Besuchs erleben, wie dieser Gedanke umgesetzt wird. Der Förderbedarf orientiert sich nicht an gestellten Diagnosen der Schülerinnen und Schüler, sondern an folgendem drei Stufen Model:

Hierbei werden nicht nur die Verhaltensweisen der Kinder in den Blick genommen, sondern auch das soziale Umfeld und das Kind selbst. Besonders positiv aufgefallen ist uns, dass das gesamte Team alle Lernenden kontinuierlich im Blick hat und jedes Kind nach Bedarf gefördert und unterstützt wird. Alle Teammitglieder interagieren gleichermaßen mit allen Schülern und Schülerinnen. 

Für Schüler und Schülerinnen mit einem besonderen Ruhebedürfnis stehen reizarme Räumlichkeiten in und außerhalb des Klassenraums zur Verfügung. 

Ein uns vorgestelltes Konzept war das Cat Kit. Mit Hilfe des Konzeptes lassen sich Gefühle symbolisch ausdrücken. Besonders ist hierbei, dass das Konzept mit allen Schülern und Schülerinnen einer inklusiven Klasse genutzt werden kann. 

3. Unser Job Shadowing war…

… von viel Gastfreundlichkeit und kollegialem Austausch geprägt. 

… voller neuer Eindrücke und Ideen.

… landschaftlich und kulturell beeindruckend. 

… motivierend, sich mit neuen Ideen auseinanderzusetzen.

… Teambuilding <3. 

… Horizont erweiternd.

… voller Dankbarkeit, so eine tolle Schule und nette Menschen kennenlernen zu dürfen. 

Wir bedanken uns bei dem Erasmus Plus Projekt. Ohne dieses Projekt wäre dieser internationale Austausch nicht möglich gewesen. Wir freuen uns, dass wir neue Kontakte knüpfen konnten.

 Hanna Vogt & Cathrin Weber

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